An der Jahresversammlung 2018 hatte die Zunft zum Stab entschieden zweckgebunden die Innenrenovierung des Törli finanziell zu unterstützen. Start der Sanierung war dann auch im Frühling; geplant war natürlich, dass die Arbeiten bis zum Stadtfest im Sept. 2019 erledigt sein müssen (das Fest wurde ja von 2018 auf 2019 verschoben). Die Zeit reichte aus obwohl gewisse Untersuchungen erst gemacht werden konnten, als das Gerüst stand und man bei solchen Projekten immer mit Überraschungen rechnen muss…
Nach Abschluss der Renovationsarbeiten war das Interesse bei der Bevölkerung am „neuen“ Törli gross. So lud die Stadt am Samstag, 25. Mai zum Tag des „Offenen Törli“ ein. Um diesem Andrang aus dem Weg zu gehen, organisierte unser Zunftmeister einen separaten Anlass speziell für die Zunftherren mit ihren Begleiterinnen.
Am Donnerstag, 20. Mai um 19 Uhr durfte Hans Vogt ca. 20 Neugierige zum Apéro und zur Führung im Törlibogen willkommen heissen. Speziell begrüsst wurde Pascal Porchet, der zuständige Architekt des Projekts. „Es war für mich ein Privileg an einem solchen Wahrzeichen arbeiten zu dürfen“, betonte er. Zum Start der Besichtigung versammelten wir uns vor dem Törli aussen am Stedtli. Zur Einführung informierte Pascal über die Vorgeschichte und den Ablauf der Arbeiten, aber auch über die Schwierigkeiten und Überraschungen, welche im Verlaufe des Projekts auftraten. Es war spannend ihm bei seinen Ausführungen zuzuhören.
Nach dem Aufstieg durch die enge Wendeltreppe des Törli durften wir vom Fachmann dann auch im ersten, zweiten und dritten Stock von den Arbeiten und dem Drumherum noch viel mehr Details erfahren. Hier zusammengefasst ein paar Highlights, welche dem Berichterstatter in Erinnerung geblieben sind:
- Fassade: Diese musste zum Teil mit einen «Schwümmli» abgeputzt werden
- Malereien: Restaurator Stefan Buess konnte die Malereien des bekannten Liestaler Künstlers Otto Plattner nur auffrischen, wenn es nicht regnete und wenn das Thermometer auch nachts nicht unter fünf Grad sank; andernfalls hätte die mineralische Farbe später abblättern können.
- Törlibogen: Eine Herausforderung war hier die Bemalung der Balken, da diese die Flammen der Feuerwagen am Chienbäseumzug aushalten müssen
- Uhrzeiger: Das wichtigste Gebot bei der Renovation der Uhren war die Erstellung eines Gerüsts ! Weshalb ? Als erster Schritt mussten die Zeiger demontiert und in Sicherheit gebracht werden (wegen des Blattgoldes !).
- Dach: Dieses wurde mit einer Kamera, montiert auf einer Drohne untersucht. Anhand der scharfen Bilder wurden defekte Ziegel entdeckt; aber woher bekommt man solche vom Typ «Schwalbenschwanz» ?, war die Frage
- 1. Stock: Turmstübli, Zimmer mit Sitzgelegenheit; man hat herausgefunden, dass da die Holzdecke, welche extra untersucht wurde, die älteste im Kanton sei; die Balken und Bretter seien anhand der Jahrringe über 600 Jahre alt. Daraus wurde geschlossen, dass die Gründung des oberen Tores nicht bei der Stadtgründung um 1250 sondern erst im Jahre 1400 erfolgte.
- 2. Stock: Uhrwerk; Revidiert wurde dieses letztmals vor etwa 50 Jahren. Doch wer kann das heutzutage tun ? Die Firma Rüetschi in Aarau wurde beauftragt das Zifferblatt, das Uhrwerk und das Geläut zu überholen.
- 3. Stock: Antriebsstange des Uhrwerks; Die beidseitig des Törli angebrachten Uhren haben verschiedene Höhen (Unterschied ca. 1m); es wird vermutet, dass der Grund dafür die auf einer Seite bestehende Schiessscharte ist.
Im Boden befindet sich ein grosser schwerer Klinkerstein; dieser verhindert bei einem Brand im Dachstock, dass sich Feuer weiter nach unten ausbreiten kann.
Von hier oben bot sich für viele auch die Gelegenheit ein nicht alltägliches Foto von der Rathausstrasse und von der näheren Stedtliumgebung zu machen. - Dachstock: Dieser ist nicht öffentlich zugänglich (da oben befindet sich das Banntags-Glöggli)
- Taubenschlag: Da musste enorm viel Dreck entfernt werden, welcher sich im Verlauf der letzten 70 Jahre angesammelt hatte; Gewicht ca. 1.5 Tonnen !
Damit ist klar, dass die Renovation auch die Möglichkeit bot das Törli einmal gründlich zu untersuchen, da vieles noch unbekannt war und auch heute noch ist.
Es bleibt also weiterhin spannend, da in den kommenden Monaten eine Studentin aus Arlesheim an einer UNI in Deutschland bauarchäologische Untersuchungen durchführen wird; vorgesehen ist als Hilfsmittel, einen Laser einzusetzen um die Wände abzuscannen.
Man darf gespannt sein, was aus den daraus resultierenden, genauen Plänen herausgelesen werden kann und welche Geheimnisse das Törli noch preisgeben wird.
Der sehr interessanten Besichtigung folgte ein gemütliches Zusammensein an den Stehtischen im Törlibogen bis es eindunkelte.
Ein herzliches Dankeschön unserem Törliführer Pascal Porchet, unserem Meister Hans Vogt für die Organisation, Irene und Max Schweizer für den feinen Apero mit Bier und Wein (inkl. Infrastruktur) im Törlibogen.