Mit dem Tag der Zünfte und Gesellschaften am 27. und 28. Mai erlebte Basel zum ersten Mal seit langem wieder einmal ein öffentliches Zunftfest. Bei schönstem Wetter konnte man rund um die Barfüsserkirche Zünfte und Gesellschaften der Stadt und die Talzünfte (aus der Landschaft und aus Dornach) kennenlernen.
Am Freitag, 27. Mai war Besammlung zum Apéro um 17 Uhr im Waisenhaus. Nach dem „Zuprosten“ in alle Richtungen galt es einzustehen für den Umzug. Dieser führte dann via Lindenberg, Rheingasse, mittlere Brücke, Eisengasse, Markplatz, Freie Strasse, Kaufhausgasse zur Barfüssergasse. Unsere Stab-Delegation wurde angeführt durch das Spiel (Rotstab Chlütteri) flankiert von unserem Bannerherr René Glatt und den beiden Bannerwachen Erhard Heim und Heinz Studer. Um halb acht traf man sich dann im Historischen Museum Basel / Barfüsserkirche zur Vernissage der neuen Dauerausstellung “Zünfte und Gesellschaften in Basel“. Danach bot sich die Gelegenheit alles zu besichtigen. In der Folge präsentierten sich die Zünfte und Gesellschaften beidseits der Barfüsserkirche. Nach ein, zwei Ziegelhofbier hiess es dann wieder „einstehen“ und Abmarsch in Richtung Zunfthaus zu Safran, wo das Abendessen serviert wurde.
Der Samstag, 28. Mai stand dann ganz im Zeichen der Unterhaltung. Zünfte und Gesellschaften präsentierten ihre Aktivitäten auf dem Barfüsserplatz. Im Historischen Museum fanden Kurzführungen statt und in den Zunftstuben prägten die geselligen Begegnungen das Bild. Es folgten auch spontane Umgänge der Zunftspiele durch die Innenstadt.
In der Festwirtschaft, betrieben am Freitag und Samstag durch die E.E. Zünfte zu Brotbecken und zu Metzgern, wurde Unterhaltung geboten durch Chöre und Musikgruppen von verschiedenen E.E. Zünften.
Statthalter Dr. Hans Vogt schrieb zum 25-jährigen Jubiläum der Zunft zum Stab zu „Zünfte und Gesellschaften der Stadt Basel“:
Die Zunftgeschichte in Basel geht sehr weit in die vergangenen Jahrhunderte zurück, es entstanden aber auch in jüngerer Zeit Zünfte, als letzte im 19. Jahrhundert die „akademische“ Zunft. Es entstanden Vorstadtgesellschaften nach Abbruch der inneren Stadtmauern und der Ausdehnung der Stadt (wie „zum hohen Dolder“, „zum Rupf“, „ zur Krähe“, „zur Mägd“). Letztere bestehen auch heute nur aus einem Vorstand, aber ohne Zünfter. Die Gründung der Vorstadtgesellschaften geht ebenfalls weit in die Mitte des letzten Jahrtausend zurück. Die Feuerschützen in Basel und die Bürgerkorporation Kleinhüningen (gegründet 1908), sind spezielle Organisationen, gelten aber im weitesten Sinne auch als Zünfte.
Unter anderem widerspiegeln verschiedene Schriftstücke, wie z.B. im Buch „Zunftkraft und Zunftstolz“, die wechselvolle Zeitgeschichte der Handels- und Handwerkerzünfte. Leider sind die meisten Zunfthäuser aus unterschiedlichen Gründen verschwunden oder zweckentfremdet, wie das ehemalige Zunfthaus der „Weinleute“ am Marktplatz, heute Sitz der Bank CIC.
Dafür sind die zunfteigenen Silberschätze die letzten Zeitzeugen einer vergangenen Zunftzeit.
Mit Wohlwollen, aber auch einer Portion Skepsis, wurde die Gründung der Talzünfte in der Talschaft und im Dorneck durch die Städte beobachtet. Trotzdem wurden gegenseitigen Respekt, Anerkennung, gemeinsame Anerkennungspunkte und Zielsetzungen, die guten Kontakte intensiviert.
Die „Zunft zum Stab“ führte von Beginn weg ein gutes Verhältnis zu den Basler Zünften und zu den drei Ehrengesellschaften aus Kleinbasel. Jahr für Jahr haben wir Ehrengäste aus allen Talzünften und den Basler Zünften. Mittlerweile waren schon viele Zünfter, Gesellschaftsbrüder, Vorgesetzte aus den Vorstadtgesellschaften und sogar aus der Bürgerkorporation Kleinhüningen, Ehrengäste an unserem Zunftessen anfangs November. Höhepunkte sind die jeweiligen Grussbotschaften und Ansprachen der Basler Meister.
Durch den Meister der Ehrengesellschaft zum Greifen wurde der amtierende Liestaler Meister René Steinle als Ehrengast zum höchsten Kleinbasler Feiertag, dem „Vogel Gryff“, eingeladen.
Die Kontakte sind vielfältig. Oft entstanden über Militärdienst, berufliche Verbindungen, aber auch über gemeinsame fasnächtliche Aktivitäten, über Studentenverbindungen, Wirtschaft, KMU, Politik und andere Organe. Ein ideales Kontaktfeld ist natürlich der Banntag in Liestal, kaum ein Basler Zünfter oder Talzünfter hat diesen Anlass nicht schon einmal besucht und wankte abends beschwingt und fröhlich stadtwärts. Die gemeinsamen Interessen fördern das Zunftleben in der Stadt und auf der Landschaft.
Andreas Burckhart, heute Verwaltungsratspräsident der Basler Versicherungen, leistete 1975 mit dem schreibenden Statthalter Hans Vogt Militärdienst auf dem Waffenplatz Liestal. Das gemeinsame Abverdienen des Leutnantgrades schuf eine tolle Kameradschaft, diese wurde weitergeführt durch gemeinsame fasnächtliche Aktivitäten in einer Basler Fasnachtsclique.
Unser Freund wurde Zünfter bei den „Hausgenossen“ in Basel, Hans Vogt bei uns in der Zunft zum Stab. Dessen Bruder Peter E. Burckhardt ist derzeit Meister der „Ehrenzunft zu Hausgenossen“. Der Meister der „Schuhmachernzunft“, Robert „Stümpi“ Graf, ist ein Studienkollege des Statthalters, Meister Furlano von der Zunft “ zum Goldenen Stern“ ein Berufskollege. Claude Mutz, Zeremonienmeister bei der „Zunft zu Schneidern“, kennen wir wohl alle. Der Meister der „Akademischen Zunft“, Martin Hug, ist Anwaltspartner eines der besten Freunde des Statthalters, dieser ist wiederum in der „Zunft zu Safran“. Jeder von uns hat so seine Kontakte zu Mitzünftern in der Stadt, ganz abgesehen von den sehr guten Verbindungen in die 4 Talzünfte. So entstanden und vertiefen sich Kontakte, Gemeinsamkeiten, aber auch Diskussionen zu Unterschieden mit den befreundeten Zünftern.
Auch die Einladungen an Anlässe in Basel haben Tradition, fast legendär ist die Einladung an das Zunftmahl am Äschermittwoch vor einigen Jahren bei der „Ehrenzunft zu Safran“ zu einem sehr üppigen Nachtessen, unser Zeremonienmeister Franz Schmidlin träumt noch heute davon.