Es regnete immer wieder, wie schon den ganzen Frühling, auch an diesem Tag ! Organisator Christian Allemann konnte es dann aber kaum glauben, als sich die Regenwolken um halb 5 Uhr verzogen. Kurz darauf durfte er eine stattliche Zunftschar auf dem Perron Gleis 4 am Bahnhof zum Ausflug „Szenische Führung in Basel“ begrüssen.
Die Befürchtung im Feierabendverkehr unterzugehen, bzw. sich aus den Augen zu verlieren, bewahrheitete sich zum Glück nicht. Alle fanden einen Weg durch die Menschenmassen im Bahnhof Basel und erreichten rechtzeitig den Bus Nr. 30. Nach einer kurzen Fahrt stiegen wir an der ersten Haltestelle (Steinenschanze) wieder aus und waren bereits 5 min später am Treffpunkt auf dem Leonhardskirchplatz angekommen. Zur Überraschung vieler bereiteten der Organisator und seine Frau Monika einen Apéro vor. Sofort war klar, was die beiden im Rucksack und in grossen Taschen mitgeschleppt hatten. Auf einem weissen, ausgebreiteten Tischtuch wurde in Gläser selbstverständlich unser eigener Zunftwein „ZÜNFTIG WYSS“ ausgeschenkt. Während noch weitere „Direktanreisende“ dazustiessen, genossen nun insgesamt 27 Teilnehmer die Atmosphäre unter den Bäumen auf diesem schönen Ort.
Als dann, schon von weitem zu erkennen, David Bröckelmann und Salome Jantz auftauchten, mussten wir langsam austrinken und zusammenpacken, um pünktlich bereit zu sein für die gebuchte Führung „Knastbrüder, Metzger und feine Damen“. Vor dem Lohnhof am Leonhardskirchplatz begrüsste Christian Allemann alle Teilnehmer und stellte die beiden Schauspieler vor. Die ersten Worte liessen schon Sprüche folgen, was erste Lacher und Schmunzler zur Folge hatten. Die Führung war damit schon bestens „lanciert“. In der Folge spielten die beiden Flüchtlinge (als Emil und Elisabeth) aus dem Gefängnis Lohnhof an verschiedenen Orten kurze Szenzen aus der Zeit um 1850 in Basel. Auf einem Spaziergang durch den Heuberg bis hin zum Spalentor suchten die „Ausbrecher“ in verschiedenen Häusern nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Der Knastbruder und seine Komplizin überraschten uns immer wieder mit lustigen, unterhaltsamen Geschichten aus dem alten Basel. Am Ende des Rundgangs fanden dann die beiden endlich eine Bleibe zum Übernachten und zwar im Spalentor. Mit einem grossen Schlüssel öffneten sie die Tür und wir folgten ihnen durch die Wendeltreppe nach oben. Da im Turm endete mit den letzten Szenen & Anekdoten unsere Führung mit einem Dankeschön und einem zünftigen Geschenk in Form unserer Zunftweine. Es war ein sehr witziger szenischer Rundgang. David Bröckelmann und Salomé Jantz hatten grosse Freude mit uns Zünftler aus Liestal unterwegs zu sein.
Als Zugabe durften wie noch bis zuoberst im Spalentor hinaufsteigen, um einen Ausblick auf die Stadt zu geniessen und Fotos zu machen. Und siehe da … es war kaum zu glauben; ausserhalb der Stadt waren schon wieder Regenwolken aufgetaucht. Als wir uns unter dem Spalentor wieder versammelten zum Gruppenfoto öffnete Petrus tatsächlich zum Ende der Führung wieder seine Schleusen (Petrus muss doch eine Zünftiger sein).
Wir verabschiedeten uns von den beiden Schauspielern und unter Regenschirmen machten wir uns auf den Weg zurück in die Altstadt Richtung Restaurant Löwenzorn.
Im Zunftsaal der E.E. Zunft zu Gerbern durften wir in der Folge unser Abendessen einnehmen. Begleitet durch empfohlene Weine des Wirtes wurde uns nach der Vorspeise (Spargelsalat) ein Fleischmenu (Schweinsbraten) und ein Vegi-Menu (Auberginen-Piccata) serviert.
Zwischendurch versuchte Christian Allemann etwas von der nicht einfachen Geschichte des Restaurant Löwenzorn zu erzählen; ein kurzer Abriss daraus: „Seit dem 14. Jh., nach dem Erdbeben und einem Grossbrand gab es da am Gemsberg viele Besitzerwechsel und immer wieder Umbauten in diesem grossen Gebäudekomplex. Das macht es schwierig einen geschichtlichen Überblick zu gewinnen. Der Name Löwenzorn rührt vermutlich von einem nahen Sodbrunnen her, der aber versiegte und 1318 aufgehoben wurde. Im Haus Löwenzorn bestand viel später ein Bierlokal; das Bier hiess natürlich „Basler Löwenbräu“, welches vor dem ersten Weltkrieg von der Brauerei Warteck übernommen wurde. Seit 1922 im „Zorn“ ansässig sind die Fasnächtler, die BMG (Basler Mittwuchs-Gesellschaft); auch Studentenbewegungen treffen sich heute da noch regelmässig. Seit 1951 ist die E.E. Zunft zu Gerbern hier in ihrem Zunftsaal zu Hause, nachdem die Zunft nach dem Abbruch der Gebäude an der Gerbergasse ca. 80 Jahre „heimatlos“ war. Ebenfalls ihr Zunftlokal im Löwenzorn hat im sehenswerten Intarsien-Saal die E.E. Zunft zu Schneidern“.
Gegen Ende des gemütlichen Zusammenseins im Zunftsaal bestellten einige, anstatt einem Dessert, noch einen Kaffee (teilweise avec …) oder noch ein Bier. Mit Tram und Zug begab sich die Zunftschar kurz vor 23 Uhr auf die Heimreise.
Christian Allemann war sehr zufrieden über die grosse Beteiligung an diesem Abend in Basel und war Petrus dankbar für die Regenpause während Apéro und Führung.
Die Teilnehmer lobten den Anlass und dankten dem Zunftschreiber vielmals für die Organisation.