2280 Liter Wasser pro Minute, das war an diesem Abend ca. 19 Uhr der Verbrauch in Liestal, oder vielleicht kann man sich unter der Zahl 278 Liter Wasser pro Kopf und Tag besser etwas vorstellen. Soviel Wasser „benötigte“ also ein Liestaler zu jenem Zeitpunkt bei der Arbeit, zu Hause beim Kochen, Waschen, Duschen, etc.
Diese Info vermittelte uns Brunnenmeister Urs Buess von der Abteilung Wasserversorgung. Er und sein Arbeitskollege Andreas Bader (sie bilden zusammen die halbe Belegschaft) begrüssten uns, die Zunft zum Stab mit ihren Frauen, insgesamt 43 an der Zahl, zu einer interessanten Besichtigung. Es wurde uns eine unterhaltsame und vielseitige Führung geboten mit Theorie und Praxis rund um unser Wasser von der Quelle bis zum Verbrauch.
Teil 1 der Besichtigung der Wasserversorgung fand im Werkhof statt, Teil 2 dann vor Ort, in der Reservoir-Anlage Burg.
Im Werkhof (neu seit 1992) wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt, damit wir alle viele Einblicke und Eindrücke vom Materiallager und dem Kommandoraum der Wasserversorgung Liestal bekommen konnten. Andreas Bader führte einerseits durch das Materiallager, wo vor allem Rohre herumliegen, welche für Reparaturen und für Leitungs-Neubauten benötigt werden. Früher waren es mehr Eternit- und Gussrohre, heute kommen zu 45% Guss, aber immer mehr auch PE, Kunststoffrohre (auch schon 45%) und nur noch 10% Eternitrohre zum Einsatz. Je nach Projekt sind weichere, aber verletzbarere Rohre (Kunststoff) oder härtere Rohre (Eternit) zu verwenden. Die Rohre kommen als Wasserleitung im heute 85km langen Netz zum Einsatz. Konnten früher Blitze und elektrische Fehlerströme noch über die Wasserrohre (aus Guss) zur Erde abgeleitet werden, so wird diese Schutzfunktion heute über das Fundament eines Gebäudes sichergestellt (Kunststoff ist ja kein elektrischer Leiter).
Im Lager waren ausserdem einige Hydranten zu bestaunen mit den dazugehörigen Unterteilen (ausgerüstet mit Abstellhahnen). In ganz Liestal gilt es ca. 400 Hydranten im Betrieb zu halten; sie dienen der Sicherstellung von Löschwasser. 1m Wasserleitung kostet heute im Falle einer Reparatur oder Ersatz Fr. 1000.- ! Das Teure daran sind die Grabarbeiten, da meistens Bagger zum Einsatz kommen.
Im Büro, besser Kommandoraum befindet sich die Betriebswarte, die Steuerung der Wasserversorgung. Hier können die Pumpen des Wassernetzes beliebig ein-, bzw. ausgeschaltet werden. Am grossen Bildschirm in diesem Raum erhält man einen Überblick über das Wassernetz, das sogenannte Hydroschema. In Liestal gibt es versch. Druckzonen, d.h. der Wasserdruck variiert zwischen 4 und 10 bar, kann aber an bestimmten Stellen auch nur 2 oder gar 11 bar betragen. Diese Unterschiede werden dauernd überwacht und wenn nötig auch untereinander ausgeglichen.
Fast die Hälfte des Trinkwassers für Liestal stammt aus der Helgenweid bei Hölstein; die Quellen gehören Liestal; ca. 40% stammt aus den Pumpwerken Gitterli und alten Brunnen, wobei das Gitterli 2017 vertraglich wegfällt und ein Ersatz an derselben Stelle wegen neuen Auflagen für Schutzzonen nicht mehr gebaut werden kann. Die Schutzzonen unterliegen immer strengeren Gesetzen (Nähe zwischen Reservoiren und Gebäuden). In der Vergangenheit wurde auch schon die Möglichkeit diskutiert das Wasser von der Hard (Hardwasser) zu beziehen (Wasserverbund); diese Möglichkeit wird aber nicht genutzt; im Schöntaltunnel hat es derzeit genug Wasser. Etwa 10% des Trinkwassers stammt aus diversen kleineren Quellen.
Wir erfahren, dass 50% des Trinkwassers vom Haushalt benötigt wird, 15% von Gewerbe und der Industrie, der Rest des Bezugs verteilt sich auf die Brunnen, das Hallenbad, Diverse und vorallem auf die Verluste, welche in den früheren Jahren stark schwankten (zwischen 12 und sogar 30%); heute hat man das besser im Griff, es sind aber immer noch mehr als 10%. Wasserverluste entstehen durch Lecks bei alten 50-100-jährigen Leitungen, undichte Leitungsverbindungen und durch alte Wasseruhren (diese sollte man deshalb ca. alle 10 Jahre auswechseln).
Im Anschluss an die Führungen im Werkhof machten wir uns mit den PW’s auf den Weg zu den Burg-Reservoiren. Die Türen der Anlagen waren geöffnet und jeder konnte einen Einblick ins Innere der insgesamt vier separaten Reservoire werfen. Das kleinste Reservoir ist eigentlich nur ein Schacht und stammt aus dem Jahre 1891 mit 375m3 Wasservolumen; ein zweites gleich grosses Becken stammt aus dem Jahre 1906, das Schönste (1922) fasst 800m3 und das Grösste (1961) ist mit 3000m3 das Herzstück der Anlage des Liestaler Trinkwassers.
Das Quellwasser der Helgenweid, welche mit einem Gefälle von 25m hierher herab fliesst wird mittels UV-Licht entkeimt. Dieses Verfahren wird auch für das Grundwasser an den anderen Standorten angewandt. Wir hören, dass man bei einem Reservoir von einem Durchschnittsalter von 80 Jahren redet. Wir sind also gespannt auf die weitere Entwicklung auf der Burg, da ja in Zukunft mit erhöhtem Wasserverbrauch zu rechnen ist.
Übrigens: Die Feuerwehr hat das Recht im Notfall alle Wasserreserven aufzubrauchen !
Nebst den Kontrollarbeiten des „Wasserteams“ hier in der Burganlage gehören zu den täglichen Hauptaufgaben das Überwachen der Pumpwerke, die Wartung der Wasserschieber, das Kontrollieren der Reservoire und deren Umgebung, die Kontrolle der Wasserqualität und das Ausrücken bei Reparaturen und Ersatz von Leitungen. Für das Kontrollieren der Wasserqualität wird jeweils ein Probeplan erstellt. Die Beweispflicht für sauberes Wasser muss alle 2 Wochen erbracht werden; dies geschieht durch Entnahme von Proben. Das Liestaler Wasser gilt mit 41% franz. Härte als hartes Wasser (ab 42% nennt man es dann sehr hart !), d.h. unser Wasser ist stark kalkhaltig !
Und schlussendlich => Wasser sparen (beim Duschen, beim Zähneputzen, bei der Gartenbewässerung, bei der Toilettenspülung) ist natürlich immer ein Thema, obwohl die Wasserversorgung natürlich gerne Wasser verkaufen möchte…..
Die vielseitige, interessante Besichtigung der Wasserversorgung Liestal endete hier oben auf der Burg mit einem Gruppenfoto und mit einem grossen Dankeschön von unserem Schreiber Max Schweizer an die beiden Herren Urs Buess und Andreas Bader von der Wasserversorgung. Es wurden je zwei Flaschen Wein übergeben.
In Anschluss an die Besichtigung durften wir uns in den Keller der Rotstab-Clique im Stedtli begeben; die Einladung erfolgte als Geschenk zu unserem 25 jährigen Zunft-Jubiläum
Nach einem freundlichen Empfang durch die delegierte Crew der Rotstab-Clique
wurde uns ein einfaches, feines Znacht (Fleischkäse mit Hörnli) zum Selbstkostenpreis von Fr. 10.- serviert. Dazu durften wir frei nach Wahl Bier, Wein und natürlich Wasser trinken auf Kosten der Clique.
Im platschvollen Keller wurde rege diskutiert, geplaudert und gelacht. Einzig das ebenfalls gesponserte Dessert vermochte dann den Lärmpegel zwischendurch wieder etwas zu drosseln. Wer dann etwas Platz im Magen frei hatte oder mochte, durfte zum Kaffee auch noch mit einem Schnäpsli mit seinen Tischnachbarn anstossen und so einen rund um gelungenen, schönen, gemütlichen Abend abrunden.
Ein grosses Dankeschön geht an dieser Stelle an unseren Organisator Zunftschreiber Max Schweizer, den beiden Brunnenmeister Urs Buess und Andreas Bader für die Besichtigung
der Wasserversorgung sowie der Rotstab-Clique (namentlich der Service-Crew Carol Zumbrunnen, Beatrix Schlebach und Hanspeter Ruch) für ihr grosszügiges Geschenk und die Bedienung im Clique-Keller der Rotstab.